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Pauline und Flip

Ich bin Claudia und vor allem Marion unendlich dankbar, dass sie uns oder hauptsächlich mich darin unterstützen wieder angstfrei und unvoreingenommen reiten zu können. Für uns hätte es keinen besseren, verständnisvolleren und fairen Trainer gegeben!

Unsere Geschichte begann Anfang Januar 2016, als ich Filip, einen damals sechsjährigen Warmblutwallach kaufte. Eigentlich war er alles, was ich mir vor dem Kauf nicht vorstellte. Ein Wallach und riesengroß, zumindest für meine Verhältnisse. Aber als ich zum ersten Mal auf ihm saß, wurden alle Vorstellungen über den Haufen geworfen. Bis dahin bin ich noch nie ein Pferd mit so tollen Gängen geritten.
Kurze Zeit nachdem er in meinem Besitz war, hatte ich einen Reitunfall in der Halle. Filip erschrak sich vor den Geräuschen, die das nicht ordentlich geschlossene Hallentor im Wind machte, machte einen Satz zur Seite und ich lag am Boden.
Im Krankenhaus stellte sich ziemlich schnell heraus, dass ich mir einen Lendenwirbel gebrochen hatte. Zudem wurde mir gesagt, dass nicht viel gefehlt hätte und ich hätte mein restliches Leben im Rollstuhl verbringen müssen.
Nur einen Monat nach dem Unfall wechselte ich den Stall. Die neue Stallbesitzerin half mir mein Pferd zu transportieren. Dabei kamen wir natürlich ins Gespräch. Ein Satz von ihr war damals der größte Ansporn für mich mein Pferd wieder zu reiten. Sie sagte: „Du wirst dein Pferd sowieso bald verkaufen, da du ihn nicht mehr reiten wirst.“ Wie konnte eine Wildfremde so über mich urteilen?!
Da es ein relativ großer Stall mit Freizeitreitern war, war ich dort selten allein. Und schaffte es vier Monate später wieder in den Sattel. Zunächst nur im Schritt, aber wir steigerten uns. Das Galoppieren kostete mir die meiste Überwindung. Zum Schluss konnte ich mein Pferd in allen Gangarten ohne Probleme reiten. Sowohl auf dem Reitplatz als auch im Gelände.
Zu dieser Zeit war Filip wegen seiner schiefen Hüfte bereits regelmäßig in physiotherapeutischer bzw. osteophatischer Behandlung. (ca. alle 4-6 Wochen)
Im Sommer 2017 zogen die Pferde dann zu mir heim. Dort bekam ich im Winter meine Schwierigkeiten mit Filip. Durch den vielen Regen und beruflichen Veränderungen konnte ich ihn nicht kontinuierlich bewegen. Wenn ich ihn doch einmal reiten konnte, kam es ein paar Mal dazu, dass er mich aus heiterem Himmel runterbuckelte. Das Ganze zog sich bis in den Sommer 2018, so weiter bis ich letztendlich mit Prellungen und Verdacht auf Gehirnerschütterung krankgeschrieben wurde.
Die letzten Stürze lösten in mir eine enorme Panik davor aus mein Pferd zu reiten, da es für mich den Anschein hatte, als würde er mich von seinem Rücken runter haben WOLLEN. Als würde er mich absichtlich abwerfen.
Irgendwann begann in mir die Idee zu reifen, ihn in Beritt zu geben, mit dem Wissen, dass es die letzte Chance für uns sein würde. Entweder würden wir wieder zusammen finden oder unsere Wege würden sich dauerhaft trennen.
Im Februar 2019 begann die bayernweite Suche nach einem Berittplatz über Ebay Kleinanzeigen. Alle Inserate, die mich ansprachen, wurden gespeichert. Ich las jede einzelne immer wieder durch und am Ende hatte ich bei Marions Anzeige das beste Gefühl. Sie schrieb davon, dass sie für jedes Pferd einen individuellen Trainingsplan ausarbeitet und auch die Vorgeschichte des Pferdes nicht außer Acht lässt. Was mir außerdem zusagte, war die Tatsache, dass sie die DORN Therapie am Pferd durchführt, was für Filips Hüftschiefstand sicherlich kein Schaden sein konnte.
Anfang März bezog Filip seine neue Bleibe in der Oberpfalz. Die erste Woche diente der Bestandsaufnahme. Marion stellte einige Mankos fest: Filips Zehen waren zu lang, seine Hüfte bereitet Schwierigkeiten (aufgrund der Schiefe), der Schwerpunkt des Sattels liegt zu weit hinten und er muss zunehmen und Muskulatur aufbauen.
Also besorgte ich Futter und Öl, ein Keilkissen für den Sattel und Marion holte ihre Hufbearbeiterin, die Filips Hufe in die richtige Stellung brachte und Ende März behandelte sie Filips Hüfte und all die anderen Blockaden die daraus entstanden waren. Bis zu dieser Behandlung benahm sich mein Pferd absolut nicht vorbildlich. Danach war er wie ausgewechselt. Auch das Kürzen seiner Zehen tat ihm sehr gut. Es fiel ihm sichtlich leichter unterzutreten.
So konnte das Training und der Muskelaufbau beginnen. Zuerst vom Boden aus und anschließend im Sattel. Schnell stellte sich heraus, dass ich mit meiner Unsicherheit bzw. meiner Angst für Filip ein großes Problem beim Reiten aber auch im Umgang bin. Im Handling musste ich ruhiger werden. Mit der Ruhe auf dem Pferderücken klappte es nicht so gut. Sobald Filip etwas außerhalb des Reitplatzes bemerkte und es anschaute, wurde ich sofort panisch und begann mich mit den Oberschenkeln fest zu klemmen. Dieser Druck führte dazu, dass Filip tatsächlich unsicher wurde und sich das Ganze bei ihm und mir hochschaukelte.
Nun kam Marions Freundin Claudia ins Spiel, von der mir Marion bereits am Anfang erzählt hatte, da sie eine ähnliche Vergangenheit hat. Claudia arbeitet als Dipl. Lehrcoach und Trainerin. Da ich noch nie an einem Coaching teilgenommen hatte, ging ich unbefangen an die Sache heran.
Zuerst sprachen Claudia und ich über unsere Vorgeschichte. Danach sollte ich Filip holen und bei mir setzten meine verinnerlichten Mechaniken ein. Bereits hier bremste Claudia mich aus: Ich musste lernen zu innerer Ruhe zu finden, tief ein zu atmen und alles, was ich tue, jeden Schritt oder Handgriff, viel bewusster wahrnehmen.
Der nächste Schritt war die Arbeit mit dem Pferd auf dem Reitplatz, vom Boden aus natürlich. Dort zeigte sich deutlich, wie feinfühlig Filip auf meine Emotionen reagiert. Um ihn nicht mehr zu stressen, ließen wir ihn vom Strick und er legte sich sofort hin, um sich den Stress, den ich in ihm verursache, abzuwälzen.
Das Coaching und über meine Gefühle und Ängste zu reden, bewirkten sehr viel in mir, was nicht nur für die Arbeit mit meinem Pferd sondern auch für meinen Alltag hilfreich ist. Neben dem verbesserten Körperbewusstsein, zeigte Claudia mir, wie wichtig es ist, eine positive Einstellung gegenüber dem zu haben, was ich tue. Auch ein klares und vor allem positives Ziel im Kopf zu haben und dem Tier im Anschluss genügend Zeit zu geben, um zu reagieren, ist von Vorteil, wenn ich mit meinem Pferd arbeite. Zudem kann ich mir in Situationen, in denen ich mich unsicher fühle oder Angst bekomme, meine guten Erinnerungen wieder aufrufen und auch das gute Bauchgefühl, dass ich dort hatte zurückholen.
Erstaunlich für mich war, dass das Coaching in mir nacharbeitete. In den folgenden eineinhalb Wochen, in denen ich nicht bei meinem Pferd war, reflektierte ich mich selbst und dachte auch über andere nach, die Probleme mit ihren Pferden oder sogar Angst beim Reiten haben, ohne jemals solch einen Unfall gehabt zu haben.
Der nächste Besuch in Oberrappendorf war ein Kurzurlaub. Dort hatte ich die Möglichkeit mehrere Tage mit Filip zu trainieren. Und man muss sagen, in mir hat sich etwas verändert. Ich werde langsam wieder selbstbewusster und sicherer im Sattel und habe mittlerweile auch das ein oder andere Schreckhüpferchen ausgesessen ohne sofort ans Runterfallen zu denken oder in meine alte Panik zu verfallen.
Wir brauchen noch etwas Zeit, aber wir sind auf dem besten Weg wieder ein Team zu werden und unsere Zukunft zusammen zu genießen.
Ich bin Claudia und vor allem Marion unendlich dankbar, dass sie uns oder hauptsächlich mich darin unterstützen wieder angstfrei und unvoreingenommen reiten zu können. Für uns hätte es keinen besseren, verständnisvolleren und fairen Trainer gegeben!